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5 Jahre AUGUSTIN
6.10.: Eine Wiener Anti-Institution feiert Geburtstag

6 SozialarbeiterInnen und 2 freiberufliche Journalisten haben vor 5
Jahren den AUGUSTIN gegründet. Sie mussten dafür nicht besonders kreativ
sein: Die Idee lag in der Luft. Straßenzeitungen dieser Art gab es
damals bereits in vielen Großstädten Europas und Nordamerikas. Auch der
Titel drängte sich auf: Die Laienhistoriker im Gründungsteam verwiesen
auf den Lieben Augustin, den ersten populär gewordenen Sandler Wiens.

Jenseits der statistisch erfassbaren Erfolge (steigende Verkäuferzahlen,
steigende Auflagenzahlen - das alles ohne einen Groschen staatlicher
oder kommunaler Subvention - und dazu der Ruf, das "soziale Gewissen der
Stadt" zu repräsentieren) stellt das AUGUSTIN-Projekt Versuche dar, im
urbanen Rahmen neue gesellschaftliche Beziehungen zu schaffen. Inwieweit
diese Versuche gelungen sind, müssen die Leserinnen und Leser beurteilen:

- Der Versuch, soziale Milieus zusammen zu bringen, die üblicherweise
wie durch eine chinesische Mauer voneinander getrennt sind. Jedes kleine
Gespräch zwischen Kunde und Kolporteur ist ein Moment gegen die Spaltung;

- der Versuch, die Unsichtbaren sichtbar zu machen und Tendenzen der
"sozialen Säuberung" der öffentlichen Räume unter dem Vorwand der
"Sicherheit" permanent zu thematisieren;

- der Versuch, Selbstorganisation anzuregen und zu einer soziale
Bewegung der Ausgeschlossenen und für überflüssig Erklärten (zur "ersten
Wiener Sandlergewerkschaft") beizutragen: ein politischer, aber
garantiert kein parteipolitischer Akt;

- der Versuch, die soziale Aktion mit der kulturellen Aktion zu
verschmelzen und mit Elementen wie Schreibwerkstatt, Radio Augustin,
Web-TV-Projekt, Pflastermalprojekt, Aktionskunst in besetzten
Straßenbahnen, Lesungen etc. ein "Gesamtkunstwerk AUGUSTIN" in Gang zu bringen.

Der AUGUSTIN als Caritas, Revolte und Poesie: So sehen wir uns gern. Als
schwer einordenbares Stückerl Zivilgesellschaft. Als Anti-Institution.

Mit allen, die uns als solche schätzen, wollen wir gemeinsam unseren
Geburtstag feiern:

Freitag, 6. Oktober 2000
in Stieglīs Alter Ambulanz (Altes AKH)
Live: Cavalo de Pau (bras), Bad Sisters & die Schankburschen.
Beginn: 20 Uhr
Davor open air:
Abschlussfest der "Neuen Wiener Schule des Pflastermalens"
mit Second Hand Modeschau, Tanzperformance, Arbeitslosenkabarett.
Eröffnung: Chris Lohner
Ehrenschutz: Dieter Schrage, Muesum für moderne Kunst
Beginn: 17 Uhr